Kris Leon - wer bin ich, warum und weshalb?

 

Ihr wollt was über mich wissen? Warum? Ich bin unwichtig! Lest meine Geschichten!

 

Gut, also ein paar allgemeine Informationen. Kris Leon ist Jahrgang 1983 und damit schon uralt, männlich und schreibt seit... solange er denken kann. Ich glaube, ich habe so wirklich mit 16 angefangen, damals noch mit ein paar Fanfiktions. Das hat sich nach ein paar, nicht einmal fünf oder sechs glaube ich, schon zu eigenen Charakteren, oder was man heute wohl allgemein als "Alterverse" bezeichnet, verändert. Von da war es dann nur noch ein kurzer Sprung zu komplett eigenen Geschichten in einem eigenen Universum.

 

Und dann? Dann kam Shantai?

 

Nee... wobei - eigentlich ist das eine ziemlich lustige und vielleicht auch interessante Geschichte, die viel interessanter ist, als meine Person. Also fangen wir damit an!

Aus dem vermischten Fanfiktionuniversum mit meinen eigenen Figuren entstand schließlich zunächst ein Fantasy-Roman, bis mir dann klar wurde, dass die Science-Fiction das Genre ist, das ich liebe. Vielleicht hätten auch zehntausende Seiten Perry Rhodan und alle möglichen Sci-Fi Serien einen guten Hinweis auf diese Tatsache gegeben...Aber selbst heute noch habe ich hin und wieder das Verlangen, etwas in Fantasy-Richtung zu schreiben... was aber nie wirklich ankommt und völlig untergeht.

 

Nun, jedenfalls entwickelte sich dann langsam ein erstes, größeres Science-Fiction Universum. Aus meinen eigenen Charakteren wuchsen langsam Personen in einem völlig eigenen Universum, welche die letzten Verbindungen zu jenen Versionen aus der Fan-Fiction Welt rasch abschüttelten.

Und ja, die Katzenwesen hielten hier nun Einzug. Noch nicht als Shantai, aber sie waren da. Es entstand ein erster Sci-Fi Roman, von durchaus beachtlicher Größe. Und dann? Mirror-Time!

Nun, wer Science Fiction mag, wird an Star Trek kaum vorbeikommen. Die meisten regelmäßigen Zuschauer werden das Konzept des Spiegeluniversums kennen. Für alle, denen das nichts sagt, sei es hier kurz erklärt: Im Spiegeluniversum werden die Rollen von Gut und Böse vertauscht, die Helden werden zu skrupellosen, machthungrigen Bösewichte, die friedliche Föderation der Planeten wird zum Terranischen Imperium, welches alle anderen Spezies zu versklaven versucht... Jede einzelne Star-Trek Serie hat mindestens 2 Folgen, die im Spiegeluniversum spielen und es ist zumeist einfach skurril und fantastisch.

 

Ich schätze, ich hatte damals eine ähnliche Idee - meine friedlichen Katzenwesen und alles in allem ein recht "nettes" Universum bekam ein Spiegeluniversum.

 

Die Shantai waren geboren. Eine Kriegerrasse, die seit Beginn ihrer modernen Geschichte mit eroberungshungrigen Aliens kämpfen mussten und diese in einem gewaltigen Kampf schließlich ihrerseits eroberten und befriedeten, um in Sicherheit leben zu können. Wer sich ihnen entgegenstellte, oder sie angriff, wurde erobert.

 

Tatsächlich war die erste Version meiner Shantai in voller Absicht eine Trash-Variante, auf die die 80er Jahre stolz gewesen wären. Die drei weiblichen Protagonisten bekamen Super-Rüstungen verpasst, die nicht nur komplett durchsichtig waren und nur nackt getragen werden mussten, sondern auch erst ihre überwältigenden Kräfte bekamen, wenn die Trägerin vorher mit dem männlichen Protagonisten Sex hatte. Wer sich nun fragt "wie zur Hölle können sie so auf einen Angriff rechtzeitig reagieren?" und wie sich dieses Konzept auch nur halbwegs logisch erklären lässt... Ich habe keine Ahnung. Es war einfach ein Spaß-Projekt, welches unter dem fullminanten Titel "Holy Crusader Catgirls from Outer Space" existierte. Nein, kein Witz.

Ich habe es immerhin geschafft, einen ganzen Roman daraus zu konzipieren und später eine zweite Version mit weitaus weniger Sexszenen und einem versuch, etwas "Ernstes" daraus zu schaffen. Als ich die zweite Version fertig hatte und fast alle Sexszenen noch unter "kommt noch" übersprungen wurden, wurde mir klar, dass ich das ganze Material, die Figuren und auch viele weitere Ideen eigentlich für ein ernsteres und realistischeres Projekt nutzen könnte. Musste.

Also strich ich rücksichtslos den Trash-Faktor heraus, die Rüstungen und alles, was damit zusammenhing, verschwand aus diesem Universum für immer. Die Lücken zu füllen, war nicht schwer und schon hatte ich etwas völlig neues, besseres und vor allem, weniger absurdes.

 

Während der Ursprungsroman mit dem Aufeinandertreffen von Chiisu und Laci'ray beginnt, habe ich für die aktuelle Reihe einen etwas späteren Zeitpunkt als Einstieg gewählt. Hier kennen sich die Protagonisten schon seit etwa 3 Jahren. Man könnte jetzt die Frage stellen "Warum nicht am Anfang anfangen?" aber eigentlich ist es müßig. Vielleicht wollte ich nicht zum dritten Mal den Anfang schreiben, oder aber die Idee, mit der Koalition der Sterne als mächtigen Nachbarn und ein schon bestehendes Protagonistenteam gleich durchzustarten, war viel spannender.

 

Kommt jemals der "Anfang"? Ich denke, nicht auf die ursprüngliche Art und Weise. Hin und wieder verwebe ich allerdings Gespräche oder auch kleinere Rückblenden in den aktuellen Geschichten, welche diese Dinge beleuchten. Schließlich ist die Frage immer noch weitestgehend ungeklärt, warum Laci'ray einerseits Chiisu so gerne quält, aber andererseits jedem den Kopf abreißt, der es auch nur wagt, ihn schief anzusehen...

Sagen wir, in Episode 6 werden zumindest einige Fragen beantwortet, was das angeht...

 

Also, um es noch einmal zu resümieren: Zuerst kam Fanfiction mit eigenen Charakteren, in der die vier Hauptpersonen bereits existiert haben, wenn auch unter anderem Namen, danach kam ein kurzer Fantasyroman, danach die "nette" Version einer Science Fiction Geschichte, danach gleich zwei Mal eine "böse trashige" Romanversion und dann das Original, welches jetzt existiert.

Wow - was für eine Reise. Aber ich denke, das ist ein gutes Beispiel für einen langen, kreativen Prozess, den so manche Geschichte und seine Figuren durchmachen muss, um endlich anzukommen.

 

 

 

Wie sieht die Zukunft aus? Hast du je Angst, keine Ideen mehr zu haben?

 

Ganz ehrlich? Nein, die habe ich nicht. Ich habe noch so unglaublich viele Ideen und Ansätze, die ich nutzen kann. Jede der Figuren hat eine faszinierende Geschichte und Hintergrund, der noch mehr beleuchtet werden kann und Stoff für eigene Geschichten liefert. Warum ist Ciantary ein solches Genie? Warum kann sie selbst mit Alientechnologie umgehen und ist quasi unschlagbar, was Computer angeht? Ein Zufall? Autorenwunsch? Mitnichten. Das hat einen sehr speziellen Grund, der sich im Verlaufe der nächsten Bände noch enthüllen und für einige Probleme sorgen wird...

Was die Koalition der Sterne angeht, habe ich schon sehr genaue Ideen, wie es weitergeht und ich kann nur sagen, selbst wenn sie technisch - zumindest mit ihrer normalen Technologie - etwas rückständig sind, haben sie noch eine Reihe von bösen Überraschungen in der Hinterhand, an dem die Shantai noch kräftig zu kauen haben werden.

Es gibt noch mindestens zwei weitere, kleinere Spezies, die eine größere Rolle spielen und die reptiloiden Draesa und die insektoiden Drifil, beides Völker, die Teil des Shantaireichs sind, haben noch unglaublich viel Erzählpotenzial. Genau wie die Menschheit, die im Moment als "Terranische Freie Union" ein Sternenreich etabliert hat, das sich gar nicht so sehr von unserer Gegenwart unterscheidet.

Auch hier wird es noch sehr viele Überraschungen geben, unter anderem wird Chiisu mit seiner Vergangenheit konfrontiert und eine Entscheidung, die er vor über 3 Jahren traf, holt ihn nun ein. Ja, das hat auch was mit Laci'ray und ihrem ersten Zusammentreffen mit Chiisu zu tun...

 

 

Politische und soziale Aussagen in den Geschichten

 

Mit Sicherheit gibt es Menschen, die mit gewissen Dingen in meinen Geschichten nicht einverstanden sind. Das ist gut, denn das bedeutet, sie reflektieren das gelesene (und haben die Geschichten hoffentlich gekauft - ka-tsching!) Es kommen diverse Dinge vor, die vielleicht sauer aufstoßen könnten.

Die lockere Sexualmoral der Shantai, das feudalistische System, welches andere Spezies als "Vasallen" (andere würden Sklaven sagen, aber ich möchte betonen, dass zwischen Vasall und Sklave ein gewaltiger Unterschied herrscht) ansieht, oder auch, was mir schon vorgeworfen wurde, die biologische Überlegenheit der Shantai, welche sich mit einer gewissen ästhetischen Perfektion mischt.

 

Kurzum, mir wurde hier schon vorgeworfen, viel zu "perfekte" Charaktere zu schaffen.

Was diese Personen aber nicht realisieren ist die Tatsache, dass diese "Perfektion" die keine ist, einer fest verankerten, Geschichteninternen Logik folgt: Die Shantai haben sich innerhalb der letzten zweihundertfünfzig Jahre genetisch optimiert, verbessert und unterwerfen sich selber einem rigorosen, täglichen, harten Training, zumindest die allermeisten.

Sie leben eine Kriegermentalität, für die es auch in unserer Geschichte genug Beispiele gibt. Sparta, Preußen, Japan und viele andere, die sich quer über den Erdball verstreuen.

 

Die Shantai haben im Gegenzug nicht mehr als ein amüsiertes Kopfschütteln für gewisse menschliche Konzepte übrig, darunter Dinge wie Vegetarismus, Homosexualität. Warum ein Kopfschütteln?

Weil diese Dinge schlicht etwas persönliches für jedes Lebewesen sind und jedem selber überlassen sind. Shantai ist es völlig egal, ob man hetero, schwul oder bisexuell ist, sie machen diese Unterscheidung nicht einmal wirklich. Natürlich gibt es auch hier Individuen, die den biologisch-vorteilhaften Rollenbildern, wie Männern und Frauen folgen, aber im Zweifelfall sind Shantai verdammt sture Geschöpfe, die ihrem Herzen folgen, auch wenn das nicht immer ihrer Umwelt gefällt.

 Nyranas Beziehung zu einem Nicht-Shantai ist deswegen von besonderer Brisanz, weil er eben genau das ist: Ein Nicht-Shantai ist und außerdem aus keinem hohen Haus stammt, was fast noch schlimmer ist.

Das ist, in der sozialen Welt der Shantai, durchaus ein Problem, allerdings keines, welches Nyrana stört. Wir sehen also, auch die Shantai besitzen keine ideale oder gar perfekte Gesellschaft, auch wenn sie in einigen Teilen (zumindest unserer aktuellen Gegenwart) deutlich überlegen sind, was die Freiheit des Individuums angeht.

Vegetarismus ist für Shantai eher eine amüsante Marotte der Menschen und mehr eine Art religiöser Kult, was auch damit zusammenhängen mag, dass sie einerseits Fleischfresser sind, andererseits das Problem "Umweltzerstörung" und "Ausbeutung" von Tieren bei ihnen keine Themen sind, die besonderes Augenmerk benötigen, weil sie quasi nicht vorkommen. Massentierhaltung und ähnliche Dinge sind hier so gut wie verschwunden und gesellschaftlich geächtet.

 

Natürlich kann man, als Resümee kaum verneinen, dass gewisse Ideen und Vorlieben von Autoren in seine Welt einfließen. Allerdings muss klar gesagt werden, dass man zwischen den Ansichten der Protagonisten und meinen eigenen unterscheiden sollte.

Oder um den Autor S.M. Stirling zu zitieren, der mit seinen Geschichten noch viel kontroversere Thematiken behandelt: "There is a technical term for someone who confuses the opinions of a character in a book with those of the author. That term is 'idiot'."

 

Frei übersetzt: "Es gibt einen Ausdruck für jemanden, der die Meinung eines Charakters in einem Buch mit dem des Autors verwechselt. Der Ausdruck ist "Idiot."

 

Ich glaube, dem ist wenig hinzuzufügen.

 

Kris Leon